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DRK-Landesverband Schleswig- Holstein präsentiert Studie zur Gewalt in Kindererholungsheimen

Sozialwissenschaftlerin Leoni Umlauft (r.) und die Vorstandssprecherin des DRK-Landesverbandes, Anette Langner, präsentierten die Studienergebnisse.

Das Schicksal der so genannten "Verschickungskinder" beschäftigt seit Jahrzehnten unsere Gesellschaft, insbesondere die ehemaligen Untergebrachten der Kindererholungs- und Kinderkurheime. Der DRK-Landesverband Schleswig-Holstein hat am Dienstag in Kiel gemeinsam mit der Sozialwissenschaftlerin Leoni Umlauft die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die sich mit diesem brisanten Thema auseinandersetzt.

Unter dem Titel "Gewalt in der Kindererholung – Trägerschaft und Verantwortung" präsentiert Frau Umlauft ihre Masterarbeit, die sich intensiv mit den Strukturen und Erfahrungen in den DRK-Heimen in Schleswig-Holstein nach 1945 befasst. Die Studie basiert auf einem fundierten theoretischen Rahmen aus Organisations- und Gewalttheorien sowie einer breiten Datengrundlage, die sowohl aus Archivmaterial als auch aus qualitativen Interviews mit ehemaligen Verschickungskindern besteht.

„Uns als DRK-Landesverband war es sehr wichtig, die teils furchtbaren Situationen und Vorgänge in den DRK-Kinderkur- und Erholungsheimen von unabhängiger Seite wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen und insbesondere dabei Betroffene zu Wort kommen zu lassen. Aus unserer Sicht markiert diese Studie einen wichtigen Schritt in der Aufarbeitung der Kindererholung durch das DRK in Schleswig-Holstein. Sie liefert nicht nur einen Überblick über die Heime in der Verantwortung des zwischen 1945 und 1990, sondern trägt auch dazu bei, das Bewusstsein für die erlebte Gewalt zu schärfen und zukünftige Forschungen in diesem Bereich anzustoßen“, erklärte die Sprecherin des Vorstandes des DRK-Landesverbandes Anette Langner.

Die Ergebnisse der Studie bieten einen teils erschreckenden Einblick in die Geschichte der Kindererholung und -kur in Schleswig-Holstein. Trotz der veränderten rechtlichen Grundlagen über die Jahrzehnte hinweg bleibt Gewalt ein zentrales Erinnerungsmoment in den Berichten der ehemaligen Verschickungskinder. Insbesondere die psychische Gewalt, die oft durch Strafandrohungen und ein distanziertes Verhalten des Personals gegenüber den Kindern ausgeübt wurde, prägte das Leben vieler ehemaliger Heimbewohnerinnen und -bewohner.

Frau Umlauft beleuchtet in ihrer detaillierten Darstellung nicht nur die strukturellen Verhältnisse der Kindererholung durch das DRK, sondern wirft auch einen neuen Blick auf die Arbeit des Personals in den Heimen. Die Studie zeigt deutlich, dass dabei die formellen und informellen Strukturen der Heime eine zentrale Rolle spielten und oft die Bedürfnisse der Kinder verkannt wurden. „Die Intention hinter den Kindererholungen und Kinderkuren war eine gute, in der Umsetzung wurden jedoch die kindlichen Bedürfnisse oftmals komplett missachtet“, unterstrich die Sozialwissenschaftlerin. 

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